Eyecatcher Für Jugendliche

15-jähriges Mädchen

Wie alt bist du?

Hallo! Mein Name ist Annika und ich bin 15 Jahre alt.

Wo hattest du Schmerzen?

Im November 2011hatte ich einen Schulunfall, wobei ein Mitschüler gegen den Tisch getreten und ich mir meine rechte Hand zwischen Körper und Tisch eingeklemmt hatte. Nach dem Sehnen- und Kapselanriss im Ring- und kleinen Finger bildete sich das chronische Schmerzsyndrom in der rechten Hand. Es fiel mir schwer, viele einfache Alltagstätigkeiten auszuführen. Besonders schlimm war, dass ich kaum 5 Minuten an einem Stück schreiben konnte, an mein Hobby Querflöte war nicht mehr zu denken, weil ich es nicht mehr schaffte, die Klappen runterzudrücken.

Was hast du alles ausprobiert?

Es folgte ein Arztbesuch nach dem anderen. Alle konnten sie mir nicht wirklich helfen. Von vielen erntete ich nur hilfloses Schulterzucken, oder bekam Tabletten, die auch nicht halfen. Der eine sagte ruhigsteIIen oder andere bewegen. Aber am schlimmsten war für mich der Arzt, der mich nicht für voll nahm, weil ich für chronische Schmerzen ja noch zu jung war. Er unterstellte mir, dass ich faul sei und nur ein "Kopfproblem" damit hätte. Ich solle mich nicht so anstellen, ich habe ja nur was an der Hand.

Ein bisschen Linderung brachte auch die Krankengymnastik, Lymphdrainage und Ergotherapie. Damit wurden die Finger wieder etwas beweglicher. Es wurde viel ausprobiert wie Kühlen, Wärme mittels Paraffinbad, Kineso-Taping, usw.

Wie haben andere auf Deine Schmerzen reagiert?

Meine Eltern und mein Bruder standen bzw. stehen immer noch voll und ganz hinter mir und motivieren mich täglich, obwohl ich es ihnen bestimmt nicht immer leicht gemacht habe.

Alle meine Freunde haben mich unterstützt, wo es nur ging. Egal ob Kopieren der Hausaufgaben oder auch mal die ein oder andere Aufgabe bei meinen Hobbys (Pfadfinder oder auf der Thor Heyerdahl) zu übernehmen, wenn ich nicht konnte. Mittlerweile spornen sie mich alle wieder an, dass ich es auch alleine schaffe.

Gute Erfahrung mit den Ärzten bezüglich der Schmerzen habe ich erst in der Herner Kinderchirurgie sowie in der Vestischen Kinder- und Jugendklinik Datteln, Station Leuchtturm, erfahren. Dort sind alle sehr nett und haben immer ein offenes Ohr für mich gehabt und mit Rat und Tat zur Seite gestanden.

ln meiner Schule bin ich auf keinerlei Verständnis gestoßen, es hat mir keiner geholfen, noch nicht einmal mein Klassenlehrer. Die sahen darin, dass ich zur Zeit ein Handicap habe, eher ein Problem. Außerdem haben die es nicht sonderlich befürwortet, dass ich noch ein zweites Mal nach Datteln musste.

Wie hast Du die Zeit in Datteln sowie die Zeit nach der Schmerztherapie erlebt?

Ich war zwei Mal zur Schmerztherapie in Datteln. Dort habe ich zum ersten Mal andere Kinder/Jugendliche mit dem gleichen Krankheitsbild kennen gelernt , wobei echte Freundschaften entstanden sind und wir uns weiterhin austauschen!

Nach anfänglichen Schwierigkeiten beim ersten Aufenthalt, da ich auf keinen Fall 5 Wochen dableiben wollte, habe ich mich sehr schnell dort eingelebt (es hat keine 2 Stunden gedauert) und ich war schon mit der ersten Truppe Mädchen am Nachmittag in der Dattelner City zum Eis essen. Beim zweiten Mal habe ich sogar zugestimmt, 3 Tage zu verlängern.

Der Alltag in der Klinik war in Ordnung. Neben Schule gab es ganz viele Gespräche, sportliche Betätigungen, Krankengymnastik, gemeinsame Nachmittage mit der ganzen Station (z.B. Kegeln, Eis essen, spazieren, basteln, usw.), erlernen der Schmerzstrategien, Kunsttherapie, Musiktherapie, Psychomotorik und vieles mehr...

Die Zeit dort war im Nachhinein betrachtet doch sehr schön und hilfreich. Ich habe dort gelernt, meine Schmerzen besser in den Griff zu bekommen. Unser Alltag zuhause ist fast wieder so wie vor dem Unfall.

Hast Du Deine Schmerzen in den Griff bekommen, und wenn ja wie?

Mit Hilfe des Stufenplanes habe ich die Einsatzfähigkeit meiner Hand immer weiter gesteigert. Die Schmerzen sind gesunken. Außerdem habe ich die Spiegeltherapie erlernt.

Was hat Dir geholfen?

Sehr hilfreich ist das TENS-Gerät, welches ich heute auch noch täglich nutze. Bei Bedarf wende ich immer  noch die 54321-Technik, den sicheren Ort und das Schmerz-ABC an.

Was ist aus Dir geworden? Was hast Du seitdem erreicht?

Zur  Zeit stecke ich voll in den Prüfungsvorbereitungen für die ZAP der Realschule. Außerdem laufen noch weitere Einstellungstests und Vorstellungsgespräche. Ich hoffe, dass ich noch einen Ausbildungsplatz in meinem  Traumberuf als Binnenschifferin ergattern kann. Mal schauen! Sonst werde ich weiter  zur Schule gehen und versuchen, mein Abitur zu machen.

ln meiner noch verbleibenden Freizeit neben Ergo und Krankengymnastik gehe ich wieder wöchentlich zum Querflötenunterricht, auch wenn ich es noch nicht schaffe, die ganze Stunde durchzuspielen. Mein großes Ziel ist es, in den Herbstferien wieder  auf mein Schiff "Thor Heyerdahl" zu kommen, die Werftzeit mitzumachen und dann endlich die Ausbildung vom Trainee zur Deckshand abzuschließen.

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