14-jähriges Mädchen
Ich bin 14 Jahre alt. Ich hatte chronische Bauchschmerzen.
Die Ärzte haben mir immer wieder gesagt, dass ich ein Scheidungskind sei und ich dadurch Schmerzen haben muss. Ich wurde auch auf alles untersucht. Mehrfach war ich im Krankenhaus. Fast alle Untersuchungen haben nichts gebracht.
Meine Familie hat sich immer sehr viele Sorgen um mich gemacht. Es wurde immer Rücksicht auf den Schmerz genommen, der im Mittelpunkt stand. Meine Mutter saß oft bei mir an meinem Bett, als ich mich kaum vor Schmerzen noch bewegen konnte. Aber sie war diejenige, die nie aufgegeben hat und immer weiter gesucht hat, bis wir dann einen Termin in der Kinder- und Jugendklinik Datteln gemacht haben.
Die Zeit in Datteln war eine wundervolle Zeit. Ich habe mich nicht wie in einem Krankenhaus gefühlt. Wir waren wie eine kleine Familie. Es kamen immer neue Kinder dazu und es mussten immer wieder welche gehen. Jeder hatte irgendwelche Schmerzen und so waren wir in dem Sinne alle gleich. Man hat viele Leute kennengelernt. Man hat gelernt, dass man eine Kontrolle über den Schmerz hat. Man lernt, den Schmerz zu verstehen und man lernt, was man gegen ihn tun kann. Man lernt verschiedene Techniken. Ich habe z.B. den sicheren Ort, Tresor, Aufmerksamkeitsübungen, ABC und die Muskelentspannung gelernt. Diese Techniken haben mich sehr weit gebracht, weil ich zum ersten Mal das Gefühl bekommen habe, dass ich eine Kontrolle über den Schmerz habe. Ich wurde aber auch immer unterstützt. Meinen Bauchschmerzen wurden keine Beachtung mehr geschenkt. So habe ich mich nicht auf meine Bauchschmerzen konzentriert und dadurch nahm der Schmerz ab, denn je mehr ich mich hineingesteigert habe, desto schlimmer wurde der Schmerz.
Mein Alltag hat sich nach der Zeit in Datteln ziemlich geändert. Ich habe meine Bauchschmerzen nun relativ gut unter Kontrolle. Manchmal gibt es wieder Rückschläge, aber danach bessert es sich wieder. Ich habe gelernt, wie ich mit meinen Bauchschmerzen umgehen kann. Mir wurde viel beigebracht und dadurch habe ich es geschafft, den "Teufelskreis" zu durchbrechen. Ich habe das nie für möglich gehalten, dass meine chronischen Bauchschmerzen je aufhören werden, aber ich wollte es unbedingt schaffen und das habe ich. Ich habe alle Techniken, die mir beigebracht wurden, geübt und angewendet und mit der Zeit werden diese Techniken sehr stabil und man kann sich auf sie verlassen.
Ich finde, dass ich ein anderer Mensch geworden bin. Ich bin ICH geworden. Ich war sehr schüchtern, habe immer das getan oder gehandelt wie andere es von mir wollten und ich wurde sehr oft ausgenutzt. Nun bin ich selbstbewusst, vertrete meine eigene Meinung, lasse Dinge wie z.B. Streit nicht mehr so nah an mich ran. Außerdem habe ich mich auch äußerlich verändert, so dass ich nun Dinge trage, womit ich auffalle z.B. bunte Kleidung. Ich verstecke mich nicht mehr.
Ich bin weiterhin in Behandlung bei einem Therapeuten von der Station. Sonst wäre ich heute noch lange nicht so weit, wie ich es jetzt bin. Ich habe nach der Zeit im Krankenhaus immer noch Unterstützung gebraucht, denn allein hätte ich es nie hinbekommen. Ich habe mit meinem Therapeuten sehr viel erreicht und ich bin sehr dankbar dafür, dass er mich die ganze Zeit unterstützt hat. Ohne ihn hätte ich mein Leben nicht so auf die Reihe bekommen. Ich lebe jetzt wie ein normales 14-jähriges Mädchen - das, was ich immer wollte.