Eyecatcher Für Jugendliche

17-jähriges Mädchen

Ich bin 17 Jahre alt.

Meinen Hauptschmerz hatte ich im rechten Unterbauch. Er strahlte in meinen Rücken und in mein Bein aus.

Bevor ich nach Datteln gekommen bin, hatte ich schon mehrere Bauch-OPs und stationäre Krankenhausaufenthalte hinter mir, doch leider konnte mir nicht geholfen werden. Ich bekam starke Schmerzmittel, diese hatten aber leider nur geringe Wirkungen und dafür starke Nebenwirkungen. Neben den Medikamenten versuchte ich auch mit Akupunktur und Naturheilkunde sowie einer Therapie meine Schmerzen unter Kontrolle zu kriegen.

Die Reaktionen auf meine Schmerzen waren ganz unterschiedlich. Gerade bei meiner Familie merkte ich, dass meine Schmerzen nicht nur mich alleine belasten. Meine Eltern versuchten alles, um mir zu helfen. Sie fuhren zu verschiedenen Ärzten mit mir, erkundigten sich über Möglichkeiten, um mir zu helfen und waren einfach für mich da. Aber ich konnte auch merken, dass sie sehr hilflos und verzweifelt waren, weil mir nichts half. Ich hatte schon sehr bald ein schlechtes Gewissen, weil sie sich so viele Sorgen machten und ich ihnen so viel Zeit raubte. Meine Eltern waren für mich die größte Stütze.

Auch bei meinen Freunden merkte ich, dass sie sich Sorgen machten und mir helfen wollten, auch wenn sie nicht wussten wie. Anders war dies in meiner Schule. Von den meisten meiner Lehrer spürte ich nur Druck, da sie mir vorwarfen, immer zu fehlen und mich nicht um die Schule zu kümmern. Wenn ich nicht in der Schule war, redeten meine Lehrer negativ über mich mit anderen Lehrern und Schülern. Auch meine Mitschüler lästerten untereinander über mich und gaben verletzende Kommentare von sich, weshalb ich mich sehr schnell unwohl in der Schule fühlte und meine Noten schlechter wurden.

Die Reaktionen der Ärzte fielen unterschiedlich aus. Die meisten verstanden meine Problematik nicht und ich hatte häufig den Eindruck, dass sie dachten, ich würde einfach  übertreiben. Egal bei welchem Arzt ich war, keiner schien zu verstehen, wie schlimm die Schmerzen für mich waren. Mir wurde immer gesagt, dass die Schmerzen, so wie ich sie habe, gar nicht sein können und dass sie eh nur psychosomatisch seien.

Mit den Ärzten und Lehrern habe ich die schlechtesten Erfahrungen gemacht und traf sehr häufig auf Unverständnis, was meine Schmerzen betraf. Ohne meine Familie hätte ich diese Zeit sehr viel schlechter überstanden.

Wie hast du die Zeit in Datteln sowie die Zeit nach der Schmerztherapie erlebt?

Am Anfang war ich sehr verunsichert. Ich hatte Angst, dass ich mich mit den anderen Patienten nicht verstehen könnte und dass mir die Therapie nicht helfen würde.

Der erste Tag war wirklich nicht leicht, ich habe mir sehr viele Gedanken gemacht, was passieren könnte. Mir wurde allerdings sehr schnell klar, dass meine Ängste unbegründet waren. Die anderen Patienten waren sehr nett zu mir und mit meiner Therapeutin verstand ich mich auch gut.

Ich fand es sehr gut, wie dort mit uns umgegangen wurde und dass wir feste Aufgaben hatten. Ich fühlte mich bereits nach wenigen Gesprächen mit meiner Therapeutin besser. Ich hatte das Gefühl, dass ich und meine Schmerzen endlich verstanden wurden und dass ich nicht alleine bin. Meine Therapeutin half mir auch bei einem Problem, welches nichts mit meinen Schmerzen zu tun hatte.

Als ich am Ende gehen musste, war ich sehr traurig. Ich war traurig, weil in den drei Wochen die Station Leuchtturm eine sichere Umgebung für mich geworden ist. Weil es mir dort viel besser ging und ich von nun an die anderen Patienten nicht mehr jeden Tag sehen würde.

Als ich wieder nach Hause kam, musste ich mich erstmal wieder daran gewöhnen, nicht mehr die Therapeuten und Patienten zu sehen und wieder mein „altes“ Leben zu führen.

Hast du deine Schmerzen in den Griff bekommen?

Ja, ich habe meine Schmerzen in den Griff bekommen.

Aufgrund meiner Erkrankung werde ich immer leichte Schmerzen haben, aber Datteln hat mir gezeigt, wie ich mit ihnen umgehen muss. Ich kann nicht genau sagen, woran es lag, dass meine Schmerzen besser wurden. Irgendwann als ich in Datteln war, begannen sie besser zu werden. Ich denke, dass es mir am meisten geholfen hat, verstanden zu werden und zu wissen, dass ich nicht so hilflos bin, wie ich vorher dachte. Mir wurden verschiedene Verfahren zur Ablenkung von dem Schmerz gezeigt und genau erklärt, wie meine Schmerzen entstehen, dies hat mir sehr geholfen. Auch geholfen hat es mir, andere Menschen kennenzulernen, die ein ähnliches Schicksal wie ich haben. Ich habe einige Menschen kennengelernt, die mir sehr viel Kraft gegeben haben. Einige hatten eine viel schlimmere Zeit hinter sich als ich sie hatte und haben es trotzdem geschafft, sich nicht von den Schmerzen unterkriegen zu lassen. Diesen Menschen zu begegnen gab mir sehr viel Kraft und Mut.

Mittlerweile ist es länger als ein Jahr her, dass ich in Datteln war. Seitdem ist einiges passiert. Ich habe die Schule gewechselt, da ich mich dort nicht mehr wohl fühlte und mich entschieden habe, zwei Schuljahre zu wiederholen. Das war keine leichte Entscheidung für mich, aber dafür eine gute. Ich habe durch den Schulwechsel viele neue Leute kennengelernt und schreibe viel bessere Noten. 

Meine Schmerzen spüre ich kaum noch und wenn sie doch zwischendurch stärker werden, versuche ich, mich nicht von ihnen beeinflussen oder einschränken zu lassen. In Datteln habe ich gelernt, dass man auch an sich selber denken muss und nicht immer nur die Mitmenschen in den Vordergrund stellen darf. Daran versuche ich mich zu halten. 

Der Aufenthalt in Datteln hat mir ebenfalls gezeigt, dass ich besser auf andere zugehen kann, als ich mir zugetraut habe. Diese Erkenntnis hat mir bei meinem Schulwechsel sehr geholfen. Es ist sehr schön, dass ich immer noch Kontakt zu einigen der Patienten habe und mich auch regelmäßig mit einer Patientin treffe.

Im Nachhinein wird mir klar, dass Datteln das Beste ist, was mir passieren konnte. Ich habe mein Leben und meine Einstellung komplett verändert, habe gelernt, mich nicht von meinen Schmerzen unterkriegen zu lassen und wirklich sehr tolle Menschen kennengelernt.

Danke für alles.

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