Eyecatcher Für Jugendliche

16-jähriger Junge

Ich bin 16 Jahre alt und meine Geschichte hat im Sommerurlaub 2010 angefangen. Ich bekam plötzlich morgens – immer zur gleichen Uhrzeit – ganz heftige Kopfschmerzen. Der Hauptschmerzort war dabei das linke Auge. Die Schmerzen waren so stark, dass mir schlecht und schwindelig dabei wurde. Ich wollte nur noch meine Ruhe, um es irgendwie aushalten zu können. Nach zwei Stunden ging es wieder, aber von da an ging das JEDEN Tag so. Immer um halb zehn kamen diese unglaublichen Schmerzen. Wir waren sogar im Urlaub in der Klinik, aber außer Schmerzmittel, kamen die nicht weiter. 

Zurück in Deutschland versuchten wir rauszufinden, was los ist. Das war sehr schwierig. Der Kinderarzt schickte uns zu einem Spezialisten in der Uniklinik. Dort sagten mir die Ärzte sehr schnell, dass ich den „Clusterkopfschmerz“ habe, auch Mörderkopfschmerz genannt. Das Problem ist nur, dass dieser Kopfschmerz kaum erforscht ist und Jugendliche ihn eigentlich nicht haben!!!!! Es gab also auch keine Medikamente, die Jugendliche schon nehmen sollten.

Es war ganz furchtbar: Die Klinik hat mich jeden Tag an Kanülen mit starken Schmerzmitteln angeschlossen, die ich mir manchmal aber auch rausgerissen habe, weil ich es nicht mehr aushalten konnte, habe ich wohl so um mich geschlagen.
Dann bekam ich Kortison und der Horror war erstmal vorbei. Ich war so dankbar. Aber Kortison in meinem Alter ist wohl auch nicht so toll, aber zu dem Zeitpunkt brauchte ich einfach wieder Kraft.

Um andere Meinungen zu hören, sind wir noch zum Heilpraktiker. Ich habe dort viel gelernt, aber auch mit den Heilmitteln hörte es nicht auf.

Mein Kinderarzt war zu dem Zeitpunkt unser größter Halt. Er war es auch, der mir die Klinik in Datteln empfohlen hatte. Er war mal auf einer Fortbildung und hat dort Prof. Dr. Boris Zernikow kennen gelernt; aus heutiger Sicht, meine absolute Rettung!!!!

Meine Eltern, Schwester und Oma und Opa waren alle ohnmächtig, sie standen dem ganzen  hilflos gegenüber und wollten mir die Schmerzen so gerne abnehmen. Sie haben mich wirklich riesig unterstützt. Besonders meine Mutter hat alles dafür getan, jemanden zu finden, der uns helfen kann. Ihr ging es in der Zeit auch nicht gut, weil ich so gelitten habe und sie ja auch jeden Tag jede Attacke mitbekommen hat. 

Auch während der Zeit in der Klinik hat meine Familie mich sehr unterstützt, sie waren immer da, obwohl wir in Köln wohnen und eine etwas weitere Anfahrt hatten. Sie waren alle abwechselnd da und das war klasse und hat auch sehr geholfen.  

Die Schule hat auch gut reagiert. Als ich eine Sauerstofftherapie bekommen sollte, haben sie sofort angeboten, dass auch in der Schule zu lagern, damit ich bei einem Anfall sofort Hilfe bekomme. Da man mir aber nicht immer ansah, was los war, haben natürlich nicht alle Lehrer immer nett reagiert und haben sich dauernd beschwert, dass ich unmotiviert bin und nur in der Gegend rumgucke. Dabei habe ich gerade versucht den Schmerz auszuhalten!!!!

Die Zeit in Datteln war sehr schön und hilfreich. Ich habe mich auf der Leuchtturmstation sehr wohl gefühlt und es war unwahrscheinlich hilfreich, andere kennen zu lernen, die auch Schmerzen haben. In jeglicher Art.

Es war schön, den Ärzten und dem ganzen Team kaum was erklären zu müssen, denn sie wussten immer sofort, was ich meine. Ich hatte sofort großes Vertrauen. Während der Zeit in Datteln haben wir das Kortison langsam abgesetzt und ich habe gelernt, gegen meinen Schmerz anzukämpfen. Und somit komplett die Angst davor verloren und dadurch tatsächlich den Schmerz in den Griff bekommen. Das klingt wie Zauberei, aber die Psyche spielt eine sehr große Rolle dabei. Ich habe einen Stufenplan, wie ich wann reagieren, bzw. mich ablenken soll und es hat funktioniert. Mein Aufenthalt in Datteln ist jetzt fast genau zwei Jahre her und ich hatte nie mehr diesen Mörderkopfschmerz. Ich bin sicher anfällig für Kopfschmerzen, aber die sind ganz anders und machen mir das Leben nicht zur Hölle. Von daher war mein Aufenthalt ein Riesenerfolg.

Beim Abschlussgespräch haben die Ärzte auch darauf hingewiesen, dass wir diesen Kopfschmerz nicht mehr zum Thema machen. Keiner sollte mich fragen, damit nicht wieder etwas in Gang getreten wird.

Jede Frage in der Hinsicht kostet fünf Euro. Gute Idee vom Team, aber reich bin ich nicht geworden, denn jeder hat sich dran gehalten. Wenn was ist, dann sage ich Bescheid!!!

In der Schule hat es leider nicht mehr geklappt. Ich bin damals zwar versetzt worden, aber schnell musste ich feststellen, dass ich einfach zuviel verpasst hatte und den Anschluss verloren habe. Ich habe dann versucht, die Klasse zu wiederholen, aber das war auch nicht sehr hilfreich, weil die Lücken halt von der Zeit davor stammten.

Vor zwei Monaten habe ich die Schule gewechselt und ich bin sehr glücklich. Der Direktor dort kannte diesen Mörderkopfschmerz und wir hatten sofort eine Wellenlänge. Er hat mich an der Schule angenommen und es klappt wieder richtig gut mit dem Lernen. Ich gehöre zu den besten der Klasse, habe neue Freunde und die alten nicht verloren, von daher ist endlich wieder alles gut. 

Ich habe auch noch Freunde aus der Zeit in Datteln, wir waren eine „tolle Truppe“. Okay, wir wohnen etwas weit auseinander, aber schreiben tun wir immer noch. 

Danke Leuchtturm-Team!!!!!   

Ich kann nur jedem mit Schmerzen empfehlen, zu euch zu kommen, verzweifelt nicht, sondern lasst euch helfen. Glaubt dran!!!!! 

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