Eyecatcher Für Jugendliche

Junger Mann, 18 Jahre

Ich bin 18 Jahre alt und habe seit meinem ca. achten Lebensjahr Probleme mit Kopfschmerzen und Migräne.

Meine Schmerzen lagen hauptsächlich im Bereich meiner Stirn, über und neben meinen Augen.

Gegen die Schmerzen habe ich viele Sachen ausprobiert. Zuerst einmal gibt es natürlich die „normalen“ Kopfschmerztabletten, die jeder in der Apotheke kaufen kann. Schnell habe ich gemerkt, dass diese bei mir nicht viel bewirkten und meine Schmerzen  andauerten. Mein Hausarzt merkte auch schnell, dass ich keine üblichen, mal auftretenden Kopfschmerzen habe. Er hat mich sofort an die Vestische Kinder- und Jugendklinik Datteln überwiesen. Seitdem habe ich viel Kontakt zur Klinik. Die Ärzte beschäftigten sich viel mit mir, sie wollten natürlich auch wissen wo das Problem bei mir lag. Zuerst hatte ich wöchentlich eine Art "Sprechstunde" mit zwei Psychologen und ein paar weiteren Kindern. Dort wurde sich über die Schmerzen ausgetauscht und verschiedene Übungen/Spiele von den Betreuern vorgeschlagen. Zum Teil Entspannungs-übungen, aber auch aktive Spiele. Es war immer sehr nett, denn dort hatten alle Verständnis für einen. Ich wusste so zumindest schon mal besser, wie ich meinen Spannungskopfschmerz in den Griff bekommen konnte.

Doch im Laufe der Zeit wurden meine Schmerzen immer schlimmer. Mehrmals in der Woche und teilweise so stark, dass ich vor Schmerzen weinen musste. Sofort wandten wir uns wieder an die Klinik. Ich hatte wieder öfter Gespräche mit den zuständigen Ärzten. Ab diesem Zeitpunkt führte ich dann auch das sogenannte Kopfschmerztagebuch. Ein Tagebuch, in das ich meine Schmerzen eintrug. Hört sich eventuell komisch an, aber dennoch eine Sache, mit der vor allen Dingen meine Ärzte einen noch besseren Eindruck von meinen Schmerzen bekommen konnten. Immer wenn ich Kopfschmerzen, bzw. Migräne hatte, trug ich danach in meinem Tagebuch ein, wo ich Schmerzen hatte, wie die Schmerzen waren, wie stark sie waren, was ich dagegen getan habe und noch einiges mehr. Bei den Treffen wurden die von mir gemachten Eintragungen besprochen. Während dieser ganzen bis jetzt erwähnten Zeit nahm ich außerdem Medikamente. Verschriebene Tabletten und ein Nasenspray. Ich wusste auch schon welches Medikament ich bei welchen Schmerzen nehmen musste.

Die Abstände der Gespräche wurden wieder größer, da ich meine Schmerzen  ziemlich gut im Griff hatte. Die Ärzte hofften, dass sich vielleicht die Schmerzen in der Zeit meiner Pubertät immer weiter zurück bilden. Doch irgendwann wurde es wieder schlimmer. Meine Migräne nahm wieder zu und dieses Mal ließ ich mich auf einen vierwöchigen Krankenhausaufenthalt ein. Zu diesem Zeitpunkt war ich 14 Jahre alt. Natürlich war ich skeptisch und wusste nicht was mich dort erwartet.

Im Nachhinein kann ich sagen, dass es der beste Krankenhausaufenthalt war, den ich bis hierhin hatte. 

Sehr schnell habe ich mich im Krankenhaus eingelebt. Alle behandelten einen sehr nett. Auf der Leuchtturmstation ist es aber nicht wie in einem normalen Krankenhaus. Man bekommt nichts auf das Zimmer gebracht oder wird bedient. Man lebt dort wie in einer Großfamilie, aber einer sehr angenehmen Großfamilie. Es gibt z.B. einen Weckdienst, einen Frühstücksdienst, einen Abräumdienst für das Geschirr und so weiter. Man erledigt Aufgaben in der Gruppe. Des Weiteren ist nicht faul im Bett rum liegen angesagt, sondern man hat einen Tagesablauf, wie Zuhause auch. Nach dem Frühstück ging es für mich meistens ab in die Schule. Keine Sorge, nicht in die richtige eigene Schule, sondern nur in Kleingruppen in eine nette Lernatmosphäre. Mit Gleichaltrigen und jeweils immer einem Lehrer wurden die Hauptfächer unterrichtet. Lasst euch hier von nicht abschrecken, es ist besser als in der Schule. ;)

Weitere Beschäftigungen waren Sport, natürlich die gemeinsamen Mahlzeiten, Besuchszeiten, gemeinsame Aktivitäten und natürlich das Wichtigste: die Therapie. Mehrmals wöchentlich wurde ich verkabelt, um  zu sehen wie meine Herz- und Pulsschläge beispielsweise schlagen. Ich sollte mich entspannen und ich sah selber auch, wie die „Kurven“ ruhiger wurden. Tägliche Gespräche, Therapien und auch Entspannungsübungen in einem extra dafür zur Verfügung gestellten Raum halfen mir. Des Weiteren hat es mir sehr gefallen, dass jeder auf dieser Station den anderen akzeptiert hat. Jeder hatte sein eigenes Problem aber jeder wusste auch, dass der andere genau solche Schmerzen empfindet  wie man selbst. Die Betreuer waren sehr freundlich und hilfsbereit, man konnte sie bei Problemen immer fragen. Insgesamt eine super nette Atmosphäre, keiner wurde vernachlässigt oder ausgeschlossen.

In der Schule dagegen lachten viele darüber, wenn man z.B. zweimal pro Woche später zur Schule kam und die Migräne als Entschuldigung  nahm. Meine Lehrer sagten oft, dass sie Verständnis dafür haben, doch ich selber merkte, dass es nicht viele wirklich ernst meinten. Auch Freunde nahmen es manchmal auf die leichte Schulter, wobei ich glaube, dass es zu der Zeit einfach noch nicht zu verstehen war, wie diese Schmerzen für mich sind. Mit der Zeit gibt man aber nichts mehr um solche Leute. Meine Familie hat die Situation immer verstanden. In der Familie gibt es mehrere mit Migräne, deshalb waren die Probleme bereits bekannt. Meine Ärzte waren natürlich immer sehr bemüht um mich und wollten unbedingt hinter das Problem kommen.

In meinem Krankenhausaufenthalt habe ich viel gelernt. Das Wichtigste, wie ich mit meinen Schmerzen richtig umgehe. Seitdem nehme ich ein weiteres Medikament, welches bei mir Wunder bewirkt. 

Auf die wichtigste Frage, wie ich meine Schmerzen in den Griff bekommen habe, kann ich wirklich nur mit dem Krankenhausaufenthalt und dem Medikament beantworten. Kurz nach dem Aufenthalt wurden die Schmerzen generell weniger, ich habe die Tipps der Ärzte befolgt, wie weniger Stress zum Beispiel. Wenn ich heutzutage nochmal Schmerzen habe, kann ich entscheiden, was für Schmerzen es sind. Ob es einer der vielen Kopfschmerzen  ist oder starke Migräne. Wenn es ein „Migräneanfall“ ist, was heute viel weniger vorkommt als früher, nehme ich das Medikament und es hilft mir total schnell. Ich konnte es selbst kaum glauben, aber nach nur kurzer Wirkungszeit sind die Schmerzen weg. Wenn ich es anderen beschreiben soll, sage ich ihnen immer: „Für mich ist es wie ein Wundermittel, es hilft mir kurz nachdem ich es nehme, meine schlimmen Schmerzen zu beruhigen und weg gehen zu lassen.

Ich bin nun 18 Jahre alt und mache zur Zeit mein Abitur an einem Gymnasium. Zum Ausgleich spiele ich Fußball im Verein und nebenbei mache ich viele andere Aktivitäten mit Freunden.

Zum ersten September werde ich meine Ausbildung zum Industriekaufmann anfangen. :-)

Lasst euch mit euren Schmerzen nicht unterdrücken und geht offen damit um. Wer es nicht verstehen will, um den braucht man nichts geben. Ich selber bin sehr glücklich, diesen Weg gegangen zu sein.

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