Eyecatcher Für Jugendliche

Junge Frau, 18 Jahre

Hallo, 

ich bin dieses Jahr 18 Jahre alt geworden und war mit 16 Jahren selber in der Schmerzklinik in Datteln. Meine Hauptschmerzen waren Kopfschmerzen.

Ich habe viele Sachen vorher ausprobiert, bevor ich nach Datteln kam. Das waren zum einen mehrmalige Besuche bei meinem Hausarzt, den ich später auch aus diesem Grund wechselte, da ich nur vertröstet wurde. Zuerst wurden ein Eisenmangel und eine Unterversorgung der Schilddrüse festgestellt und behandelt. Anschließend war ich bei einem HNO- Arzt und zum Röntgen der Stirnhöhlen. Da die Kopfschmerzen nicht nachließen, habe ich in Eigeninitiative eine Energieberaterin aufgesucht und mehrere Sitzungen gehabt. Mehrmalige Besuche bei einer Heilpraktikerin, einem Osteopathen und Physiotherapeuten sowie einem Orthopäden verbesserten die Situation nicht. Ein Neurologe veranlasste zunächst ein EEG und Röntgenbilder von meiner Halswirbelsäule. Eine leichte Fehlstellung und Verspannung der Wirbelsäule stellte er fest. Nach wiederholten Besuchen veranlasste der Neurologe eine Infrarot- Therapie und Krankengymnastik. Ein MRT wurde auch angeordnet. Die Kopfschmerzen wurden zunehmend stärker und häufiger und deshalb ordnete mein neuer Hausarzt einen anderen Neurologen an. Auch hier wurde ein EEG erstellt und ich bekam ein antidepressives Schmerzmittel. Dieser sprach zum ersten Mal von einem Aufenthalt in einer Schmerzklinik. Die Kopfschmerzattacken wurden immer häufiger und heftiger. Daraufhin wurde ich in ein Krankenhaus überwiesen, welches mich ablehnte, mit der Begründung, dass es ein Krankenhaus für Tumorpatienten sei. Nun wurde ich in ein anderes Krankenhaus überwiesen und stationär aufgenommen. Hier wurden wiederholt Tests durchgeführt und mein Blut wurde erneut untersucht. Um die Kopfschmerzen vorübergehend zu lindern, habe ich Schmerzmittel bekommen. Die Psychologin riet uns nun die Schmerzklinik in Datteln.

Die Leute um mich herum haben verschieden auf meine Kopfschmerzen reagiert. Meinen Freunden habe ich es größtenteils nie erzählt, wenn es mir schlecht ging. Wenn ich es jedoch gemacht habe, hatten sie meiner Meinung nach die Einstellung, dass ich mich nicht so "anstellen" sollte. Deswegen habe ich es größtenteils vermieden, darüber zu sprechen und versucht, alle Aktivitäten mitzumachen, um mich zum Teil ablenken zu können. Meine Familie hat auch unterschiedlich darauf reagiert. Teilweise waren sie besorgt, dass ich jeden Tag gesagt habe, dass ich unter Kopfschmerzen leide und an anderen Tagen haben sie es mir nicht wirklich geglaubt, dass ich wirklich starke Kopfschmerzen hatte, weil ich oft trotzdem mich mit Freunden getroffen habe und versucht habe, alles normal weiter zu machen. Meiner Meinung nach hatten sie an so welchen Tagen auch so eine Einstellung, dass ich mich nicht immer so "anstellen" soll und dass die Schmerzen dann nicht so stark sein konnten, wenn ich vieles noch mitgemacht habe. Die unterschiedlichen Ärzte, bei denen ich war, haben mich größtenteils nicht ernst genommen, weil mir keiner in den Kopf gucken konnte und das sehen bzw. fühlen konnte, wie stark die Schmerzen doch waren.

Bei einem Beinbruch sieht man, dass es einem schlecht geht, jedoch nicht bei Kopfschmerzen. Dass die Untersuchungen, die durchgeführt worden sind, wie z.B. MRT und die Ärzte keinen Befund gefunden haben, hat mich schon sehr frustriert, weil man sich ja auch viele Gedanken macht, was das sein könnte und mir dann immer in den Kopf geschossen ist, dass die jetzt bestimmt denken, dass ich mir die Schmerzen nur ausdenke. Ihre Reaktion darauf war entweder Ratlosigkeit oder die Ärzte haben mir verschiedene Tabletten aufgeschrieben, wo sie meinten, dass mir dir helfen müssten. Die Tabletten haben zum Schluss jedoch nicht mehr richtig gewirkt, weil sich mein Körper schon an die Tabletten gewöhnt hatte. Meinen Lehrern in der Schule habe ich es nie erzählt, dass ich ständig Kopfschmerzen hatte, weil die schnell denken, dass es eine faule Ausrede ist. Als ich dann das erste Mal im Krankenhaus wegen den Kopfschmerzen war, haben viele Leute ihre Meinung gegenüber meinen Kopfschmerzen geändert und haben bemerkt, dass ich mir die Schmerzen nicht ausdenke oder nur simuliere. Meinen Freunden habe ich es aber auch nicht erzählt, weil dann oft die Reaktion kommt, dass das überflüssig ist wegen Kopfschmerzen ins Krankenhaus zu kommen.

Als ich dann unter Anweisung in die Schmerzklinik nach 1,5 - 2 Jahren gekommen bin, hatte ich zunächst etwas Bedenken, weil wir nicht gerade in der Nähe von Datteln wohnen und ich dann 3 Wochen am Stück aus der Schule/ Arbeit war und Angst hatte, nicht mehr richtig den Anschluss zu finden. Als ich mir dann die Station angesehen habe, war ich zunächst überrascht, dass es dort nicht so aussieht wie in einem normalen Krankenhaus. Die Zimmer haben keine Krankenhausbetten, die Kinder und Jugendlichen auf der Station essen zusammen und es werden viele Programme angeboten, sodass dort keine Langeweile aufkommen kann. Als ich dann dort ankam habe ich schon gleich Anschluss an die anderen Kinder und Jugendlichen gefunden. Die Zimmer bzw. sein Bett kann man sich selber gestalten, damit nicht das Feeling wie in einem Krankenhaus aufkommt.

In Datteln wurden mir viele Möglichkeiten gezeigt, die mir bei den Schmerzen helfen können. Am Anfang war es ungewohnt für mich und auch schwer, die Therapiemöglichkeiten anzuwenden, weil diese auch eine gewisse Zeit brauchen, bis sich die Übungen eingeprägt haben und anschließend auch helfen. Ein bisschen Geduld und Ehrgeiz gehörten schließlich dazu. Besonders in den Schmerzattacken war es anfangs sehr schwer für mich, mich mit anderen Dingen abzulenken und nicht an den Schmerz zu denken. Dadurch, dass man diese Übungen gegen die Schmerzen oft in den 3 Wochen übt, konnte ich mir das auch gut einprägen. Die Schmerzattacken, die ich vor der Schmerztherapie mehrmals in der Woche hatte, waren durch die vielen Übungen nur 1-mal in den 3 Wochen. Als ich dann wieder nach Hause kam, hatte ich erst die Befürchtung, dass ich das ohne die Unterstützung nicht hinbekomme, doch diese Übungen waren zuletzt meine einzige Hoffnung, dass ich die Schmerzen in den Griff bekomme, weil ich vorher schon alles ausprobiert hatte. Also führte ich Zuhause selbstständig mit der Unterstützung meiner Eltern die Übung durch, die ich während der Schmerztherapie gelernt habe. Auch Zuhause hat das gut geklappt. Die Kopfschmerzen waren zwar noch nicht vollständig weg, aber es war auf jeden Fall schon mal besser als vorher. Ich hatte nur noch selten meine Schmerzattacken und der Schmerz allgemein ist auch in den Hintergrund getreten. Die Übung, die man dort beigebracht bekommen hat, konnte ich auch schnell auswendig bzw. konnte das auch ohne etwas aufzuschreiben selbstständig öfter am Tag zwischendurch üben.

Durch das viele Üben habe ich meine Schmerzen sehr gut in den Griff bekommen. Die Schmerzattacken habe ich so gut wie gar nicht mehr und der Schmerz allgemein ist auch sehr schwach geworden. An manchen Tagen merke ich sie zwar mehr, aber durch das viele Üben regelt sich das bei mir schon automatisch, dass ich nicht mehr an die Kopfschmerzen denke und mich automatisch ablenke. Dies hat mir ermöglicht, bei Schmerzen nicht sofort eine Tablette zu nehmen. Deswegen würde ich jedem, der an chronischen Schmerzen leidet, diese Therapie empfehlen.

Am Anfang haben die Übungen nicht sehr viel gebracht, weil ich die noch nicht gewohnt war. Durch das viele Üben funktioniert die Ablenkung jetzt schon automatisch. Die Übungen haben mir am meisten geholfen. Außerdem ist regelmäßiger Sport sehr wichtig, weil man dadurch am meisten abgelenkt ist. Freizeitaktivitäten, wie z.B. mit den Freunden etwas unternehmen, hat mir auch geholfen, in der Zeit nur wenig an die Schmerzen zu denken und am Anfang wenigstens eine gewisse Zeit schmerzfrei zu sein.

Nach der Therapie und der Arbeit anschließend Zuhause, kann ich mich jetzt ohne ständige Kopfschmerzen besser auf mein Fachabitur konzentrieren, bin nicht mehr so abgelenkt und müde. Meine Laune allgemein hat sich durch die Therapie auch sehr verbessert, denn durch die ständigen Kopfschmerzen, den Stress dadurch in der Schule/ Arbeit war ich sehr launisch.

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