12-jähriges Mädchen
Meine Geschichte für Datteln!
Ich war damals 10 Jahre alt und hatte mir kurz nach den Sommerferien das rechte Handgelenk angebrochen. Es dauerte sehr lange bis der Bruch verheilt war. Ich glaube, ich hatte sechs Wochen den Arm in einer Gipsschiene. Erst kurz vor den Herbstferien kam der Gips ab und alles schien in Ordnung. Da die Gipsphase so lange dauerte, hat mir die behandelnde Ärztin eine Physiotherapie für die Hand verschrieben. Nach den Herbstferien traten dann, mit Beginn der Schule, plötzlich wieder Schmerzen im Handgelenk auf. Wir, meine Eltern und ich, haben viel ausprobiert, um die Schmerzen zu lindern. Zunächst mit Salben und Krankengymnastik, aber auch mit Medikamenten. Obwohl ich es schaffte, die Schmerzen über eine lange Zeit auszuhalten, stieg der Konsum der Schmerzmittel immer mehr. Meine Familie war sehr besorgt um mich und fuhr mit mir zum Arzt, wenn ich die Schmerzen nicht mehr aushalten konnte. Meine Freundinnen haben mir in dieser Zeit sehr geholfen und mich in der Schule unterstützt so gut sie es konnten. Auch die Lehrer haben geholfen und dafür gesorgt, dass ich die Texte, die an der Tafel standen, bekam. Viele der Ärzte, bei denen ich war, und es waren eine Menge, haben gesagt, dass ich keine Lust auf Schule hätte. Auch die Unfallärztin meinte, ich wolle nur keine Hausaufgaben machen. "Da ist nichts, der Arm ist in Ordnung". Der Kinderarzt meinte sogar, ich würde mir alles nur einbilden. Die Ärzte konnten mir nicht helfen und es wurde an der Stärke meiner Schmerzen gezweifelt. Und das, obwohl mein Handgelenk recht deutlich signalisierte "Hier ist irgendwas nicht ganz in Ordnung". Der Arm hatte Rötungen, es gab Schwellungen rund ums Handgelenk und meine Hände waren merkwürdig verschwitzt. Meine Mutter glaubte mir und ließ nicht locker. Schließlich schrieb der Kinderarzt eine Überweisung für einen Neurologen. Nach wenigen Untersuchungen stellte dieser zielsicher eine Diagnose. Ich hatte mir einen "Morbus Sudeck" eingehandelt, eine Erkrankung der Gelenke, die in der Regel bei älteren Erwachsenen auftritt. Obwohl die Ärzte nun wussten, was es ist, konnten sie mir nicht wirklich helfen. Die Schmerzen wurden unterdessen immer schlimmer und der Kinderarzt hat mich in die Kinderklinik vor Ort eingewiesen. Dort bekam ich Infusionen gegen die Schmerzen und der Kinderpsychologe wurde eingeschaltet. Aber so richtig konnten die mir auch nicht helfen. Die Hilfe kam von einer anderen Seite. Mein Vater war zeitgleich bei einem Schmerztherapeuten in Behandlung und hat dort von mir erzählt. Dieser Arzt erzählte von einer Klinik in der Erwachsene wegen Morbus Sudeck behandelt wurden und gab meinem Vater die Telefonnummer. Am selben Tag rief mein Vater dort an. Die Klinik konnte für mich nichts tun, da sie mit Kindern bei dieser Erkrankung keine Erfahrungen hatten und verwies meinen Vater an die Vestische Kinder- und Jugendklinik in Datteln. Noch während meiner Behandlung in der Kinderklinik bekamen wir dort einen ersten Beratungstermin und sieben Wochen später wurde ich stationär aufgenommen.
Die Zeit in Datteln tat mir gut. Hier wurde ich endlich ernst genommen und niemand lachte mich aus. Dort habe ich gelernt, mit meinen Schmerzen umzugehen. Nach Datteln waren die Schmerzen kein Thema mehr. Ich hatte keine mehr und alles war wieder gut.
In der Klinik habe ich gelernt, wie man seine Schmerzen abstellen und auch wieder verschlimmern kann. Wenn ich ganz stark darauf gewartet habe, dass ich die Schmerzen kriege, dann bekam ich sie auch. Das Abstellen der Schmerzen war nach meiner Meinung aber, nachdem ich es erst einmal gelernt habe, viel leichter als das Schmerzen kriegen. Ich habe in Datteln zwei Methoden gelernt, um meine Schmerzen abzustellen. Bei der ersten habe ich das Alphabet benutzt. Ich habe mir ein Thema ausgesucht, wie zum Beispiel "Tiere", und habe mich durch das Alphabet gearbeitet. Zu jedem Buchstaben musste ein Tier gefunden werden. Mit dem letzten Buchstaben ging es los, da ich mich bei der umgekehrten Reihenfolge der Buchstaben noch mehr anstrengen musste, die passenden Tierarten zu finden. War ich vorne im ABC angelangt, hatte ich deutlich weniger Schmerzen.
Die zweite Methode fand ich besser. Ich habe an meinen Traumort gedacht. Jeder Mensch hat einen eigenen. Es kommt hierbei darauf an, sich in seine Welt rein zu denken, mitten drin zu sein und die Luft dort zu spüren. Auf diesem Weg kann man die Schmerzen schnell vergessen und man fühlt sich wie im Paradies. Diese Methode funktioniert am besten, wenn man sich einen ruhigen Platz sucht, weil man sich dann besser konzentrieren kann und nicht gestört wird. Ich habe beide Methoden ausprobiert und beide haben mir geholfen. Sie haben unterschiedlich stark geholfen, aber das war für mich nicht ganz so wichtig. Wichtig war, dass sie überhaupt geholfen haben.
Seitdem es mir wieder besser geht, hatte ich nie wieder diese Art von Schmerz. Ich habe durch diese Erfahrung mehr Selbstbeherrschung. Und ich habe auch noch eine andere Sache herausgefunden. Ich kann beide Methoden auch bei anderen Schmerzen anwenden. Zum Beispiel wirken diese Tricks gut bei Bauchschmerzen. Sie lenken dich für eine Zeit ab.
Heute bin ich fast 13 Jahre alt und es geht mir gut.