Eyecatcher Für Jugendliche

16-jähriges Mädchen

Ich bin 16 Jahre alt. Bald werde ich 17, habe die zehnte Klasse dann geschafft und lebe mein Leben ganz normal: Treffe mich mit Freunden, fahre Inliner und gehe meinen Interessen nach.

Ich unterscheide mich so gesehen nicht von anderen in meinem Alter. Aber meine Geschichte ist etwas anders, als die von meinen Klassenkameraden:

Ich hatte schon zur Grundschulzeit des öfteren Schmerzen im Handgelenk, wenn ich dieses bewegte, doch seit der siebten Klasse ungefähr hatte ich diese Schmerzen öfter. Und zwar nicht nur in den Händen, sondern auch an den Fußgelenken.

Ich ging zum Arzt, welcher sich die Schmerzen nicht erklären konnte und mich deshalb zum Spezialisten verwies. Dieser hatte aber ähnliche Probleme. Das gleiche Spielchen wiederholte sich des öfteren immer dann, wenn die Schmerzen häufiger oder stärker wurden. Im Laufe der Zeit wurden die schmerzenden Stellen mehr, Knie und Hüfte kamen dazu. Zusammen mit den Händen waren dies auch die schmerzhaftesten Stellen, aber auch Schultern und Ellenbogen schienen nicht verschont zu bleiben. Irgendwann bekam ich Bandagen und Schienen, wirklich geholfen haben diese dann aber auch nicht (zumindest nicht auf Dauer). Außerdem waren sie hässlich.

Später bekam ich Schmerzmittel, welche ich schon bald mehrmals täglich einnahm.

Als auch die nicht mehr geholfen haben, wurde die Dosis erhöht. Ich entschied mich dazu, schmerzhaften Situationen aus dem Weg zu gehen, bekam ein Attest für den Sportunterricht und lies „anstrengende“ Sachen, wie Nachtwanderungen und Rote-Kreuz-Wettbewerbe ausfallen.

Ab der achten Klasse verschlimmerte sich die Situation jedoch erneut. Die Schmerzen wurden schlimmer und waren nun auch da, obwohl ich mich nicht bewegte. Die Folgen davon: weitere Medikamente!

Irgendwann beschloss ich, niemanden mehr mitzuteilen, ob ich Schmerzen hatte oder nicht. Freunde, Familie und auch ein Großteil der Lehrer waren immer verständnisvoll und sorgten sich um mich, doch war ich das ewige Mitleid satt und hatte Angst, vor allem meine Freunde durch mein Rumjammern zu nerven.

Außerdem gab es auch Leute, von denen ich mir sicher war, dass sie meine Situation nicht verstünden. Dies merkte ich an Sätzen wie z.B.: „Ist es denn so schlimm?“ oder „Stell dich nicht so an!“ oder aber auch mit merkwürdigen Blicken reagierten. Es waren vor allem Schüler, mit denen ich nichts oder nur ganz wenig zu tun hatte. (Aber auch einige Lehrer)

Jedenfalls hatte ich ab irgendeinem Zeitpunkt auf die sehr häufig gestellte Frage: „Wie geht es dir?“ die Standart Antwort: „Gut!“ entwickelt. Es ersparte mir viele, für mich unangenehme Fragen.

Da Ärzte irgendwie nichts Hilfreiches hatten, versuchte ich es mit Kühlen. Tat aber noch mehr weh. Danach versuchte ich es mit Wärmen. (War auf jeden Fall etwas besser) Ich zog mich nicht komplett zurück, gab aber Hobbys wie Handball und Geige spielen auf Grund der Schmerzen auf.

Irgendwann schlug ein Arzt das Dattelner Kinderschmerzzentrum vor und ich bekam dort einen Termin. Obwohl ich Arztbesuche hasste, freute ich mich auf diesen Termin.

Mir wurde sehr eindringlich und deutlich klar gemacht, dass ich zu viele Medikamente nehme und dass ich stationär aufgenommen werden sollte. Mir wurden aber auch schon erste Tipps genannt wie z.B. Ablenken!

Nach dem Gespräch wusste ich, dass ICH etwas ändern musste und begann die Medikamente abzusetzen. Ich fing an, wieder Fußball zu spielen und schwimmen zu gehen. Es tat zunächst sehr weh, aber ich wollte wieder schmerzfrei sein.

Außerdem begann ich, die Perspektiven zu ändern und sagte mir selbst, dass alles wieder gut wird. Ich dachte einige Tage sehr viel nach und dadurch wurde mir bewusst, dass ich viel zu oft an meine Schmerzen dachte und alles viel zu negativ sah. Fortan begann ich damit, die positiven Dinge im Leben zu suchen, zu finden und wertzuschätzen. Ich wusste, dass an den Gelenken nichts kaputt war. (Röntgenaufnahmen haben dies ja bestätigt) Seltsamerweise wurden die Schmerzen immer weniger.

Als dann die Zeit zum stationären Aufenthalt gekommen war, waren die Schmerzen schon gesunken. Dennoch waren sie da und auch meine schulischen Leistungen sind gesunken, deshalb wollte ich die Schmerztherapie mit sehr viel Engagement absolvieren (um mich wieder besser konzentrieren zu können).

Die Zeit auf der Station war der Hammer! Es glich einer Ferien-/ Schulfreizeit. 

Ärzte, Therapeuten und Betreuer, aber vor allem auch die anderen Patienten waren unglaublich toll! Der Zusammenhalt war einzigartig und ich hatte so viel Spaß! Ich habe auch viel gelernt:

  • Was chronische Schmerzen sind
  • Wie sie entstehen
  • Was sie schlimmer macht 

Ich habe Verfahren gelernt, sich von den Schmerzen wegzudenken und mich abzulenken. Am besten funktionierte dies bei mir durch verschiedene Wahrnehmungen wie z.B. sehen, hören und fühlen.

Nach der Entlassung war ich nun der Schmerzexperte. Ich habe in Datteln viel Bestätigung in meinem Tun erhalten und war so hoch motiviert und bin es immer noch, gegen die noch verbliebenen Schmerzen anzukämpfen.

Ich hatte zu dem Zeitpunkt nur noch ausschließlich beim Sport Schmerzen und die habe ich durch Ignorieren oder Techniken unter Kontrolle bekommen.

Da aber nur ich als neue Expertin wusste, was nun gut für mich ist und was nicht, war es etwas schwierig, zuhause und im Alltag das Gelernte richtig und vor allem IMMER umzusetzen. Techniken üben und für Entspannung sorgen. Dazu gehört viel Selbstdisziplin. Einmal hatte ich noch viel stärkere Schmerzen, auch beim „nichts tun“, aber mir wurde erklärt, dass das normal ist und noch öfter mal so zwischendurch passieren kann.

Ich bin in Datteln auch zum Schreiben gekommen und schreibe jetzt Gedichte und philosophische Texte. Es macht mir wahnsinnigen Spaß und ich habe eine neue und tolle Stärke an mir entdeckt. In der Schule bin ich auch wieder deutlich besser geworden und achte darauf, dass ich gut drauf bin und an positiven Dingen festhalte und vor allem NIEMALS aufgebe.

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