18-jähriges Mädchen
Meine Geschichte
Chronische Schmerzen bekam ich mit 11. Heute bin ich fast 19... Wenn ich so zurückdenke, ist das eine ganz schön lange Zeit, die ich da hinter mir gelassen habe und eine ebenso lange, wie prägende Geschichte in meinem Leben. Meine Schmerzen begannen in beiden Knien. Zunächst vermuteten meine Eltern und ich, es läge am Wachstum, doch es wurde einfach nicht besser, also gingen wir zum Arzt, um die Sache endgültig aufzuklären. Anstatt der erhofften Aufklärung und Beseitigung meiner Schmerzen wurden wir jedoch auf einen Marathon geschickt, wir sind von einem Arzt zum nächsten gerannt. Meinen Knien konnte man nämlich äußerlich gar nicht die Schmerzen, die ich fühlte, ansehen. Ich wollte aufgeben, kein Arzt konnte mir helfen und nichts, was wir ausprobierten, um meine Schmerzen zu lindern, hatte seine Wirkung. Manche Ärzte waren sogar der Meinung, ich sollte mich so wenig wie möglich bewegen, sodass ich vom Schulsport befreit wurde über mehrere Jahre und auch in meiner Freizeit mich kaum noch bewegte. Dies zog nicht nur weitere körperliche Probleme, sondern auch seelische mit sich. Die Schmerzen und die unzähligen Dinge, die ich umsonst ausprobierte, sollten jedoch nicht das einzige bleiben, was mich leiden ließ. Viel schlimmer waren die Reaktionen der Menschen um mich herum. Oft hatte ich das Gefühl, dass kein Arzt, kein Lehrer, kein Mitschüler mir glaubte, dass ich Schmerzen hatte. Irgendwann begann ich sogar daran zu zweifeln, ob meine Freunde und meine Familie mir überhaupt glaubten.
In der Schule fehlte ich sehr oft, sodass keiner Verständnis für mich aufbringen konnte, als meine Leistungen immer schlechter wurden, da ich sowohl von Lehrern, als auch von Mitschülern angesehen wurde, wie eine Schulschwänzerin und auch gehässige Kommentare wurden mir nicht erspart. Im Laufe der Zeit wollte ich gar nicht mehr zur Schule gehen, ich hatte Angst vor dem Unterricht, Angst, einfach so dranzukommen und die versäumten Fehlstunden ließen sich auch nicht mehr aufholen. Ärzte reagierten irgendwann ähnlich, als hätte ich einfach bloß keinen "Bock" zur Schule zu gehen und hätte meine Schmerzen zweckmäßig erfunden. So kam es auch, dass meine Schmerzen bald die Überhand über mich gewannen und ich meine Hobbies aufgab und mich nicht mehr mit Freunden traf. Ich dachte, die Schmerzen hielten mich davon ab und ehrlich gesagt wollte ich auch nur noch allein sein, denn auch in meiner Familie lief es nicht mehr so rosig für mich, da meine vier Geschwister unter der Situation sehr litten, sodass ich offensichtlich diejenige war, die die meiste Aufmerksamkeit von unseren Eltern bekam. Die einzige Lösung für mich: Rückzug, Schotten dicht, nur ich und mein geliebtes Zimmer, ganz allein. Ich fühlte mich ja eh schon allein mit der ganzen Situation, warum sich dann nicht komplett zurückziehen und wirklich allein sein?
Weil ich nicht allein bin!
Im Jahr 2008 hörte ich zum ersten Mal von der Kinder- und Jugendklinik in Datteln, in der man sich auch speziell um Schmerzen kümmert. Um ehrlich zu sein, fürchtete ich mich ein bisschen vor meinem "Vorstellungsgespräch" dort, da ich durch meine ganzen vorherigen Erlebnisse dachte, ich würde wieder abgewiesen werden und niemand würde mir glauben. Allerdings kam es gegen alle Erwartungen anders: Ich wurde sehr herzlich und verständnisvoll behandelt und bald nach diesem Gespräch ging es dann stationär nach Datteln, um dort meine Schmerztherapie zu beginnen.
Eines kann ich über meine Zeit in Datteln und meinen Kampf gegen die Schmerzen sagen: es war nicht einfach, aber es hat sich auf jeden Fall gelohnt. Ich habe neue Leute kennengelernt, die meine Erfahrungen geteilt haben, ich habe gelernt, wie ich besser mit schwierigen Situationen umgehen kann und wie ich meine Schmerzen in den Griff kriegen kann, wenn ich nur will. Die Zeit nach meinem Aufenthalt in Datteln sollte sich dann nicht als ganz so einfach darstellen, schließlich wurde ich nun mit der harten, alten Realität konfrontiert und musste nun wieder auf mich gestellt zeigen, was ich gelernt hatte. Definitiv eine schwierige Sache, an der ich noch lange arbeiten sollte, aber ich wusste, wo ich Hilfe finden würde, sollte alles aus dem Ruder laufen. Letztendlich musste ich mir selbst aber noch beweisen, dass ich die Sache meistern konnte. Ich habe es geschafft.
Meine Schmerzen sind zwar noch da, aber nur noch leise und schwach und nur ganz, ganz selten verstärken sie sich nochmal. Oft bin ich so beschäftigt, dass ich sie ganz vergesse, und das bedeutet nichts anderes, als dass sie für den Moment nicht da sind. Wie ich das geschafft habe? Ich mache jeden Tag die Übungen, die ich damals in Datteln gelernt habe, das dauert weder lange, noch fällt es mir schwer. Ich höre dabei Musik und entspanne mich. Das ist für mich unheimlich wichtig. Den restlichen Tag versuche ich mit viel Disziplin zu überbrücken und dafür schreibe ich oft Tagespläne, die von Anfang bis Ende meinen Tag skizzieren. Außerdem habe ich meine alten Hobbies wieder aufgenommen, treffe mich wieder regelmäßig mit Freunden und mache Dinge, die mir einfach Spaß machen, da haben meine Schmerzen wirklich kaum noch eine Chance mitzuhalten.
Die Unterstützung meiner Eltern, das Wissen, wo ich immer um Rat fragen kann (Datteln), die Kenntnis, dass ich mit meinen Schmerzen nicht allein bin und die Einsicht, dass man alles schaffen kann, wenn man an sich glaubt, haben mir dabei sehr geholfen.
Inzwischen habe ich auch weitere Dinge erreicht, so zum Beispiel habe ich gerade erst mein Abitur geschrieben und war dort teilweise schon sehr erfolgreich, sodass ich jetzt darauf warte, bald studieren zu dürfen.
Ich habe keinen Zweifel, dass ihr das auch schafft! Glaubt an euch, gebt euch eine Chance und euren Schmerzen keine!
Liebe Grüße, Sophia